Wenn ich meine Kinder frage: ‚Wie gefällt Euch die Schule?‘, dann bekomme ich nur ein müdes Augenrollen oder einen fassungslosen Blick zugeworfen, der mit mitteilen soll ‚Was ist das denn schon wieder für blöde eine Frage?‘
Ist es nicht komisch, dass Kinder von Geburt aus neugierig sind und lernen wollen: krabbeln, laufen, Fahrrad fahren, reden, essen und dann kommen sie in die Schule und zack – ist lernen blöd.
Warum ändert sich das?
Es heißt ‚Wir lernen nicht für die Schule, sondern für das Leben.‘ Ist das wirklich so? Wird das in der Schule berücksichtigt? Ich höre von so vielen Schülern, dass sie keine Lust auf die Schule, auf das Lernen haben – und wenn ich sie frage, was sie in der Freizeit machen, dann stellen sie fest, dass sie sehr wohl Lust auf das Lernen haben, z.B. wenn es darum geht einen neuen Rekord im Computerspiel zu erreichen oder einen neuen Trick beim Fußball oder Tennis erlernen. Wie schaffen wir es nun, diese Lust auf das Lernen in die Schulen hineinzubringen?
In den letzten 100 Jahren gab es gewaltigen Fortschritt, Autos, Computer, Flugzeuge, Handys – und die Schule hat sich außer ein paar White- und Smartboards (scheinbar?) nicht verändert. Es gibt auch andere Schulen, die zeigen, dass es anders sein kann – oft sind es Privatschule, die sich nicht jeder leisten kann oder möchte.
Was hat mich in meiner Schulzeit geprägt?
Meine Schulzeit war geprägt von:
- Isoliertem Insellernen. Jetzt gibt es Mathe, danach Kunst und dann Geo.
- Ich hatte Angst, mich zu melden – außer in den Fächern, in denen ich gut war wie z.B. in Mathe.
- Zensuren sind wichtig.
- Ich hatte Angst aufzufallen und etwas falsch zu sagen. Daher habe ich mich wohl nur in den Fächern gemeldet, in denen ich gut war.
- Wir haben in der Klasse alle gemeinsam nach EINEM bestimmten Weg gelernt.
- Lehrer war oft nicht nur eine Respektperson, sondern teilweise Personen, vor denen ich Angst hatte.
- Das Klassenzimmer war das Lernzimmer, andere Orte gab es nicht.
- Zu meiner Zeit gab es noch Frühstunden, d.h. der Unterricht begann um 7:10 Uhr.
- Wenn ich mit einem Lehrer sprechen wollte, stand ich vor dem Lehrerzimmer an und fühlte mich wie ein Bittsteller.
Zum Glück hatte ich Eltern, die sich zwar für Schule etc. interessiert, mich aber nicht kontrolliert haben. Jedenfalls nicht so, dass ich es gemerkt habe 🙂 Meine Eltern haben mir auf der einen Seite zu verstehen gegeben, dass ich für alles verantwortlich war, was mit Schule und Hausaufgaben zu tun hat. Auf der anderen Seite waren sie aber auch immer für mich da, wenn ich Hilfe brauchte. Wie z.B. als meine Englischzensur in der 8. Klasse in den Keller ging und ich Englisch Nachhilfe bei Elisabeth bekam. Hat es etwas gebracht? Nööö, ich glaube nicht. Englisch habe ich erst richtig gelernt, als ich in dem Land war und mich mit der Sprache umgeben habe – eben so, wie ich meine Muttersprache gelernt habe.
Geht es auch anders?
Durch meine Kinder habe ich verschiedene Schulsysteme im In- und Ausland kennengelernt. In einer Schule gab es neben dem üblichen Fachunterricht auch Projektunterricht, z.B. zum Thema Wetter. Da spielten Mathe, Geo und Kunst und IT zusammen eine Rolle. Wetterdaten wurden aufbereitet (IT), analysiert und interpretiert (Mathe), die Phänomen benannt und erklärt (Geo) und gehirngereicht aufbereitet (Kunst bzw. Kreativität). In dieser Schule kannten meine Kinder auch die Direktorin, sie ging in die Klassen und sprach interessiert mit den einzelnen Schülern. Die Lehrer haben die Kinder in ihren Persönlichkeiten gesehen und wussten, was die Stärken und die Schwächen waren. So konnten sie die Stärken stärken, was gleichzeitig das Selbstbewusstsein stärkte.
Kurz: Meine Kinder sind gern in diese Schule gegangen. Mein Mittlerer spricht immer noch von dem weltbesten Lehrer, den er damals hatte. Der Lehrer war nahbar, er war ‚einer von ihnen‘ und trotzdem hatte mein Sohn Respekt vor ihm und viel gelernt
Ich habe es auch anders kennengelernt. Mein großer Sohn wurde im Süden Deutschlands eingeschult worden, und ich habe mich mitreißen lassen, die Schule in den Hauptfokus unserer Familie zu stellen.
In der 2. Klasse brachte er eine 3+ in HSU (Heimat- und Sachunterricht) nach Hause, das Thema ‘Wiese’ war wohl nicht so sein Ding, und ich war geschockt. Mein Kind ist doch nicht doof, er kann doch keine drei haben?? Also habe ich mit meinem Sohn mehr gelernt, lernen wollen. Aber er wollte nicht, jedenfalls nicht so, was ich mir unter Lernen vorstellte: am Schreibtisch sitzen und Dinge immer und immer zu wiederholen. Was hätte ich machen sollen? Seinen Willen brechen, ihn an einen Stuhl binden sollen, damit er lernt? Ich bin meinem Sohn heute noch dankbar, dass er mir gezeigt hat, dass er seinen eigenen Lernweg hat.
In dieser Zeit habe ich von Eltern gehört, die morgens vor dem Frühstück mit ihren Kindern noch mal schnell ein Diktat geschrieben haben, damit sie schon aufgewärmt in die Schule gehen. Und ich bin mir sicher, dass ich auch so geworden wär, weil ‚man es ja so macht‘ – wenn wir nicht weggezogen wären.
Wie sieht die ideale Schule für mich aus?
Für mich hat Bildung nichts mit Noten und Abschluss zu tun. Daher ist für mich unser jetziges System ein Schulsystem und kein Bildungssystem. Meine ideale Schule sieht so für mich aus:
- Keine Noten Was sollen Noten aussagen? Den Wissenstand? Wird das mit Noten erreicht? Ist es nicht eher eine punktuelle Abfrage von vorher definierten Wissenspaketen?
- Gemeinsames Lernen mindestens bis zur 6. Klasse Wie kann man nach Klasse 4 (so wie es in den meisten Bundesländern der Fall ist) bereits entscheiden, welchen Abschluss ein Kind schaffen kann und es dann in die entsprechende weiterführende Schule einschulen?
- Engagierte Lehrer Studien haben gezeigt, dass die Lehrperson einen großen Einfluss auf das Lernen der Kinder hat.
- Eltern, die ihren Kindern vertrauen
- Lehrer, Eltern und Kinder, die an einem Strang ziehen
- Projektbezogene Wissensvermittlung – keine einzelnen Fächer. So wird der Sinn des Lernens schnell deutlich und die Kinder sind motiviert, das lernen zu wollen.
- Kinder werden als Individuum gesehen und behandelt – jeder Mensch ist einzigartig und es nicht förderlich, ihn in eine Schablone zu pressen. Es ist gerade die Vielfalt, die in späteren Berufsleben den Mehrwert bringt.
- Kinder lernen miteinander und voneinander und teilen bereitwillig ihre Ergebnisse und Werke, so dass alle davon lernen können. Konkurrenzgedanke wird so minimiert und das Wissen der Gemeinschaft gefördert. In einer Schule meiner Kinder wurde am Ende einer Aufgabe alle Werke ausgelegt, man sollte Feedback geben und man konnte sich Inspirationen für seine nächste Arbeit holen.
- Es wird das Entwicklungspotenzial gesehen
- Schule ist ein Ort, an dem die Kindern gern hingehen.
- Offenes Raumkonzept für den Unterricht.
- Gemeinsame Mahlzeiten, um die Gemeinschaft zu fördern.
- Lernen auch außerhalb des Schulgebäudes
- Selbstbestimmtes Lernen, d.h. in einem abgesteckten Rahmen darf das Kind sich seine Aufgabe aussuchen.
- Unterrichtsbeginn nicht früher als 8:30 Uhr Studien zeigen, dass Lernen leicht sein kann, wenn man sich an dem Biorhythmus orientiert.
- Fehler sind Helfer und Lernchancen Es gibt bereits Schulen, z.B. in Neuseeland, da werden Fehler gefeiert, da sie ein Zeichen sind, dass man etwas Neues gelernt hat.
- Ideen werden wertgeschätzt mit einer wertschätzenden Kommunikation wird die Kreativität gefördert.
Warum finde ich das so wichtig?
Jeder Mensch ist einzigartig. Und in der Schulzeit wird darauf keinen Wert gelegt. Da gibt es nur den einen Weg. Entweder passt Du rein oder nicht. Wenn nicht, dann kann die Schulzeit lang und schwer werden. Und das Kind erfährt, dass das Lernen blöd ist, dass das Kind selbst blöd ist. Wie soll es so Lust auf lebenslanges Lernen haben? Druck und Stress in Familien sind dadurch keine Seltenheit, denn natürlich möchte man immer nur das Beste für sein Kind. Und dazu gehören oft gute Zensuren, damit das Kind nach Ende der Schulzeit die besten Ausgangsvoraussetzungen hat.
Manche Kinder haben während ihrer Schulzeit das Gefühl, falsch zu sein, weil sie anders sind als ihre Mitschüler, anders lernen, andere Fähigkeiten haben. Sie haben Angst sich zu melden, Angst einen Vortrag zu halten und Angst, Arbeiten zu schreiben. Und dieses Gefühl prägt sie weit über die Schulzeit hinaus. In einer Gesellschaft brauchen wir unterschiedliche Fähigkeiten, um Großes zu schaffen.
Ich möchte eine Schule, die den Kindern vermittelt, so wie Du bist, bist Du gut. Wir brauchen Dich mit Deinen Fähigkeiten, Du bist wertvoll.
Ich habe eine Nichte und sie hatte keine leichte Schulzeit. Sie hat die Schule geschwänzt und ist ohne Abitur von der Schule abgegangen. In ihrer Lehre hat sie jemanden gefunden, der an sie geglaubt und gefördert hat und seitdem geht es bergauf. Sie hat IHREN Weg gefunden, hat studiert, hat jetzt einen Job, der ihr Spaß bringt und sie liebt das Lernen. In ihren Augen ist die Schulzeit eine verschenkte Zeit. Wie schön wäre es, wenn das nicht so wär!
Es gibt Studien, die zeigen, dass nur 2% bis 5% von dem hängen bleiben, was wir in der Schule lernen. Sicherlich lehrt die Schule mehr als nur Wissen, sondern hoffentlich auch Vorgehensweisen. Wie wäre es, wenn man beides lernt? Vorgehensweise und Wissen! Und es bleibt mehr hängen als nur einstellige Prozentzahlen.
Ich weiß noch nicht, wie ich diese Vision mit Leben füllen kann. In der Zwischenzeit räume ich das Feld von hinten auf. Ich arbeite mit den Kindern und Jugendlichen und deren Eltern.
Was sind meine nächsten Schritte?
Neben meinen Onlinekursen, bei denen Eltern und Kinder gemeinsam lernen, träume ich von einem GerneLerner Campus. Hier gibt es alles rund um das Thema Lernen:
- Eine Sporthalle für Bewegungen, die die Konzentration fördern oder auch nur leichter Vokabeln und Co lernen kann.
- Eine Küche, um sich all die leckeren Dinge zu kochen, die das Gehirn braucht, damit es mit de, Lernen klappt.
- Eine Kunsthalle, um kreativ zu sein und daraus neue Idee zu schöpfen. SketchNotes und Neurografik spielen hier eine große Rolle
- Der Garten, um aufzutanken, zu entspannen und an seinem MindSet zu pfeilen.
- Ein Science Lab, wo es neue Erkenntnisse rund um das Thema Lernen und Gehirn gibt und wo naturwissenschaftliche Phänomen durch Experimenten erklärt werden.
- Ein Computerlab gibt es natürlich auch. Hier sprechen wir über neue App’s, die das Lernen digital unterstützen und wieviel Medienzeit gut für ein Kind sein kann. Und natürlich fließen diese Erkenntnis in die Vorlesungen/Tutorials/MitmachTagen mit ein. Hier erhält man sie in geballter Form.
- Und dann natürlich die NeuigierigBleiber Räume, wo man lernen kann, sich zu konzentrieren, zu motivieren, seine Prüfungsangst in den Griff zu bekommen und neue Lernstrategien ausprobieren kann. Außerdem gibt es hier Elternseminare, in den Eltern lernen, wie sie ihr Kind motiveren können, was sie malchen sollen, wenn das Kind immer vor dem Handy sitzt, wie sie lernen, ihr Kind loszulassen, ohne es fallenzulassen, was kann ich tun bei Lernstörungen wie Dyskalkulie, LRS, ADS und ADHS, wie kann ich selbstständiges Lernen fördern.
- In der Mensa können alle zusammen kommen, sich austauschen und eine schöne Zeit miteinander verbringen.
Der GerneLerner Campus ist auch für Silver Ager geöffnet, denn geistige Fitness kennt keine Grenzen.
Kurz: Meine Vision ist eine Welt voller GerneLerner und NeugierigBleiber, damit sich Lernen leicht wie Eis essen anfühlt – für ein entspanntes Familienleben MIT Schule. Und das alles wird es in meinem Mitgliederbereich geben – dem GerneLerner Campus.
Klingt das interessant für Dich? Dann melde Dich gern für weitere Informationen für den GerneLerner Campus – damit meine Vision bald Wirklichkeit wird!
Deine
Lass‘ die Neugier in Deinen Alltag!
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