„Nein, ich lerne nicht. Ich will jetzt nicht.“
„Doch, das musst Du, sonst schreibst Du eine schlechte Note.“
„Nein!“
°Ich setz mich auch mit Dir hin. Dann geht es schneller.”
„Nein, ich will jetzt nicht lernen!“
„Doch, musst Du!“
So lief das damals bei uns ab. Das war meine Art, meinen großen Sohn zu motivieren. Ihn daran zu erinnern, dass er lernen soll. Und dann im ‚Idealfall‘ auch noch zeigen, dass seine Meinung nicht gilt, sondern nur meine.
🍦Mein Sohn will nicht lernen – immer dieser Streit
Mein Sohn, damals frisch in die 5. Klasse gekommen, hatte einfach keine Lust zu lernen. Das war vor 12 Jahren. Wir sind gerade aus dem Ausland zurück nach Deutschland gezogen, und ich wollte doch so gern, dass er einen guten Schulstart hat. Denn ich weiß ja, was wichtig ist. Dachte ich zumindest. Aber mein Sohn wollte nicht so, wie ich es wollte.
Streit war vorprogrammiert. Sollte das jetzt die nächsten Jahre so weitergehen? Die nächsten 8 Jahre? Mich hat das wirklich Energie gekostet. Und deprimiert. So hatte ich mir das alles nicht vorgestellt. Wo sind denn die lachenden Gesichter aus der Vorzeige-Werbe-Familie mit immer guter Laune hin?
Irgendwann verstand ich, dass ich loslassen muss, wenn ich nicht ständig Streit mit ihm haben wollte. Dass ich ihm die Verantwortung für die Schule übergeben darf. Ihm die Kontrolle zurückgeben. Denn Kontrolle zu haben ist ein wichtiges psychologisches Grundbedürfnis.
Loslassen, ohne ein schnippisches „Gut, wenn Du meinst!!“ Vielleicht auch noch begleitet mit einem „Dann wollen wir mal sehen, was dabei rauskommt!“
Welche Wahl hatte ich? Ich konnte ihn ja schlecht am Stuhl anbinden, damit er lernt. Wie soll ich also mein Kind motivieren? Mit einem ‚wenn Du nicht… dann darfst Du nicht….‘ fühlte ich mich nicht wohl. So möchte ich auch nicht behandelt werden.
🍦Was ich daraus gelernt habe
Ich habe gelernt, ihm zu vertrauen – denn ich wollte auf keinem Fall meine Beziehung zu ihm auf das Spiel setzen. Ich wollte die Mutter sein, die ihm eine Basis gibt, aus der er wachsen kann. Und nicht die Mutter, die mit dem erhobenen Zeigefinger neben ihm steht und sagt, was er zu tun hat.
Vielleicht hört sich das für Dich jetzt gewagt an, die Verantwortung für die Schule an Dein Kind zu übertragen. Zu groß ist die Sorge ‚Was soll denn aus ihm werden? Wie soll er lernen, wenn ich ihn nicht ‘motiviere’?
Für mich war das ein Gamechanger, wie es heute so schön heiß, mein Kind loszulassen. Das ist meine Art, mein Kind zu motivieren. Mein Sohn hat mir gezeigt, was er braucht und ich habe ihm vertraut. Allein die Aussicht, dass ich den Stress durch Lernen und Schule die nächsten Jahre mit ihm und zusätzliche Jahre mit meinen anderen beiden Kindern hätte haben sollen, waren es wert, etwas anders auszuprobieren.
Mein altes Vorgehen führte ja nicht zum gewünschten Erfolg.
🍦Dafür bin ich meinem Sohn dankbar
Während ich die Zeilen schreibe, kann ich in Gedanken immer nur die Hände über den Kopf schlagen, dass ich probiert habe, meinen Willen und meine Lern-Weltanschauung auf meinen Sohn zu übertragen. Ich bin ihm dankbar, dass er sich widersetzt und mich damit animiert hat, einen anderen Blickwinkel anzunehmen. Ich bin froh, dass ich aus dieser Spirale herausgekommen bin. Und Du kannst das auch!
Motivation ist mehr als nur ein ‚Nun lern‘. Und Loslassen hat nichts mit Fallenlassen zu tun. Es hat mit Zutrauen und Verantwortung übertragen zu tun.
Ach, wie die Geschichte damals ausging? Er hat irgendwann gelernt – auf seine Weise. Er hat sein persönliches Erfolgsrezept entwickelt. Die Kontrollübergabe hat auf jeden Fall geklappt. Mein großer Sohn geht seinen Weg, er hat sich für ein Studium entschlossen und startet im Herbst mit dem Master. Und seine beiden kleinen Geschwister profitieren natürlich für sein ‚Wir-machen-den-Weg-frei.‘ Wie es große Geschwister oft tun. Nur bei mir und meiner Schwester war es anders. Aber das ist eine andere Geschichte
Wie ist es bei Dir? Hast Du eine Idee, wo Du Deinem Kind Verantwortung zurückgeben kannst und ihm damit zeigst, dass Du ihm vertraust? Das können im ersten Schritt auch nur ganz kleine Situationen sein. Es lohnt sich.
Weitere Tipps, wie Du Dein Kind beim Lernen unterstützen kannst und was eigentlich alles zum leichten Lernen gehört, findest Du auch im GerneLerner Buch.
Falls Du Fragen oder Anregungen hast – immer her damit! Für ein Lernen leicht wie Eis essen!🍦
Vielen Dank für Deine Zeit, diese Zeilen zu lesen!
Tschüß und bis zum nächsten Mal!
Trixi